Jana ist bei A-Frame für die Website und den Blog zuständig. Als sogenannte Digitale Nomadin und Surf-Liebhaberin kann sie von überall in der Welt arbeiten. Entschieden hat sie sich aktuell für das Allgäu und El Palmar. Für das Allgäu wegen der Liebe und für El Palmar wegen der Wellen.
Wenn ihr bei uns im Surfcamp zu Gast seid, müsst ihr euch natürlich nicht um den Surf Forecast kümmern. Wir gehen mit euch immer an den Surfspot mit den besten Bedingungen für euer Surf Level. In den Surftheorie-Stunden erklären wir euch natürlich trotzdem gern, wie man einen Surf Forecast liest. Allen, die es jetzt schon wissen möchten, erklären wir es Schritt für Schritt in diesem Beitrag.
Folgende Punkte stehen in einem Surf Forecast und werden in diesem Beitrag erklärt:
(Mit Klick auf den entsprechenden Parameter, springst du direkt zum Text)
Brandung
Bewertung
HauptdünungSekundäre Dünung
Wellen-Periode
Swell-Winkel
Wind
Tide (Gezeiten)
Sonnenaufgang & Sonnenuntergang
Extra Features wie Untergrund, Wellen-Art usw.
Es ist noch gar nicht so läge her, da gab es weder Apps noch Internet und man musste sich die Wellenvorhersagen aus der Zeitung herauslesen. Täglich wurden relative komplizierte Tabellen und Satellitenbilder veröffentlicht und die Surfer konnten sich anhand dieser Informationen ungefähr ausmalen, wie die Wellen in der nächster Zeit werden.
Damals waren Wetter und Wellen nur für Fischer oder Seeleute interessant. Surfen war noch nicht so stark in Mode wie heute und es gab keine Lobby für Wellenreiter.
Im Laufe der letzten Jahre hat sich das geändert. Die Popularität des Sports wuchs und damit auch das Surf-Business. Mittlerweile findet man im Internet viele Anbieter mit detaillierten Vorhersagen. Diese sind teilweise so genau, dass Profi Surfer tagelang unterwegs sind, um an einen bestimmten Spot zu gelangen und dort hochqualitative Wellen oder extrem große Wellen zu surfen. Auch Hobby-Surfer reisen manchmal “nach Forecast” und buchen kurzfristig einen Flug an den Atlantik, um an einem verlängertem Wochenende einen guten “Swell” zu surfen.
Aber auch ein Forecast ist letztendlich nicht mehr als eine “Wettervorhersage” und kann manchmal nicht ganz so eintreffen wie vorhergesagt. Das kennst du bestimmt vom Wetterbericht Zuhause oder im Urlaub. Trotzdem ist ein Surf Forecast weitgehend verlässlich und ein sehr wichtiger Bestandteil unter Surfern.
Um einen Surf Forecast leichter zu verstehen, ist es gut etwas von Wellenentstehung zu verstehen. Das Thema Wellenentstehung ist sehr komplex, darum halten wir es simpel und kurz:
Wellen entstehen durch Wind oder Sturm in einem Tiefdruckgebiet draußen auf dem Meer. In diesem starken Sturm herrscht Chaos. Unterschiedlich große und kleine, starke und schwache Wellen entstehen. Die Wellen reisen aus ihrem Entstehungsgebiet heraus und wandern so zum Surfspot. Unterwegs ordnen sich diese Wellen zu Sets (Wellengruppen mit mehr oder weniger gleich großen Wellen). Irgendwann treffen diese Wellengruppen auf die Küste und brechen über Sandbänken, Riffen oder Steinplatten als surfbare Welle.
Es ist also nicht das Wasser selbst, sondern die Energie, die sich vom Sturm zum Stand bewegt. Diese Energie wird von Welle zu Welle weitergegeben. Das passiert mit der sogenannten “Orbitalbewegung”. Auf der Wikipediaseite dazu, wird dieses Phänomen sehr gut erklärt.
Das klingt jetzt total wissenschaftlich, ist aber har nicht schwer: Das Wasser fängt erst dann an sich zu bewegen, wenn die Welle tatsächlich bricht und sich nach vorne wirft. Je näher das Tiefdruckgebiet an der Küste ist, umso weniger Zeit und Platz haben die Wellen, sich zu ordnen. Dazu bringen küstennahe Tiefs oft ungünstige Winde mit sich.
Was wir zum Surfen möchten sind starke, großflächige, lang andauernde Stürme - ganz weit weg von unseren Surfspot. Viele Anfänger beim Surfen glauben, dass starke lokale Winde notwendig sind, um gute Wellen zu haben. Das stimmt aber nicht, denn starker Wind direkt am Strand macht eher die Wellen kaputt, statt sie gut surfbar zu machen.
So, jetzt weißt du ein bisschen etwas darüber, wie Wellen entstehen. Nun kann es los gehen mit dem Lesen des Surf Forecasts.
Vielleicht hast du es schon gehört: Unter Surfern wird oft von gutem oder schlechtem Swell gesprochen. Das kann für Anfänger manchmal verwirrend sein. Was ist denn dieser Swell? Swell bedeutet frei übersetzt “Dünungswelle”. Das ist die Welle, die aus dem Windgebiet heraus gereist und Richtung Strand unterwegs ist. Man unterscheidet zwischen Windswell (eher schlechte Bedingungen) und Groundswell (der bringt meist qualitativ gute Bedingungen mit sich). Aber dazu später mehr.
Um einen Surf Forecast zu lesen, musst du erst einmal einen vor dir haben. Es gibt zahlreiche Anbieter für eine gute Wellenvorhersage. Die bekanntesten Seiten sind http://www.surf-forecast.com/ und https://www.surfline.com. Der Vorteil von Magicseaweed ist die App, die man sich auf das Smartphone laden kann. So hast du deinen Surf Forecast immer dabei. Magicseaweed.com arbeitet außerdem mit dem legendären Stormrider Surf Guide zusammen. So bekommt man gute Beschreibungen der Surf Spots sowie Hintergrundinformationen über die verschiedenen Surf-Reviere. Dazu kommen interessante Artikel über Surf Science und dem Tagesgeschehen in der Welt des Surfens. Man kann also, wenn man will, Stunden auf solchen Seite verbringen und sich informieren.
Viele Surfer nutzen außerdem Windguru, um noch genauere Angaben zu den Windverhältnissen zu bekommen.
Wir zeigen dir jetzt anhand der Vorhersage von Surfline ( ehemals Magicseaweed), wie du einen Surf Forecast lesen kannst.
Ganz links, neben der Uhrzeit, siehst du die Höhe der Brandung. Daran kannst du erkennen, wie groß die Wellen in etwa sein werden, wenn sie am Strand ankommen. Das sollte aber höchstens ein Anhaltspunkt sein. Die größere Aufmerksamkeit solltest du der Dünung an sich schenken.
Die Sterne sollen dir anzeigen, wie gut die einzelnen Parameter zusammen an diesem Tag zusammen passen. Je besser also Wellenhöhe, Windrichtung, Periode und Swellrichtung miteinander harmonieren, desto mehr Sterne.
Die Hauptdünung ist die Höhe des Swells am offenen Meer. Vorhergesagt wird sie anhand von Satellitenbildern oder mithilfe von Bojen, die mit Sensoren ausgestattet sind und sich mit den Wellen rauf und runter bewegen. Ein Wellengruppe, die zum Strand unterwegs ist, reist manchmal tausende von Kilometern. Anhand der Bojen-Daten wird ausgerechnet, wie groß die Wellen sein werden wenn sie am Spot ankommen.
Wenn eine sekundärer Swell unterwegs ist, bedeutet das, dass sich irgendwo auf dem Meer eine zweites Tiefdruckgebiet gebildet hat, das auch Wellen an unseren Spot schickt. Wenn das der Fall ist, kann es sein, dass die zwei Swells gegenseitig stören und nicht so sauber am Strand ankommen. Das kann die Qualität der Wellen negativ beeinflussen. In ganz seltenen Fällen können auch drei Swells unterwegs sein. Dann wird es echt durcheinander.
Die Zahlen zwischen der Hauptdünung und der sekundären Dünung sagt die Wellenperiode in Sekunden voraus. Diese Periode ist eine sehr entscheidende Komponente beim Surf Forecast lesen. Die Periode wird in Sekunden angegeben denn sie ist die Länge der Dünungswelle, gemessen in Sekunden. Diese wird anhand von Satellitenbildern des Sturms vorhergesagt und mit den gleichen Bojen gemessen, welche auch die Wellenhöhe messen. (Du erinnerst dich?) Dabei werden folgende Sekunden ermittelt: vom höchsten Punkt der einen Welle bis zum höchsten Punkt der nächsten Welle. Dann weiß man die Periode der Welle.
Diese Zeitspanne ist deshalb so wichtig weil man daran sieht, wie geordnet und sauber ein Swell ankommen wird. Kurz kann man sagen: Je größer die Periode desto geordneter kommen die Wellen rein und desto mehr Kraft haben sie.
Für alle, die es jetzt noch genauer wissen möchten, hat unser Surflehrer Alex den Unterschied zwischen kurzer und langer Periode ausgearbeitet. Viel Spaß bei Alex' Surftheorie. ;-)
Eine Welle, die mit niedriger Periode an den Strand läuft, ist schwabbelig und eher kraftlos und wird keinen guten Swell erzeugen. Die Wellen sind wild durcheinander und schwer zu erkennen.
Eine kleine Periode ist oft auch ein Indikator, dass sich das Tiefdruckgebiet relativ nahe an der Küste befindet, da Wellen mit kleiner Periode aufgrund ihrer fehlenden Power nicht lange reisen können.
Aufgrund der fehlenden Distanz zu dem wilden Sturm am Meer, ist es oft recht windig und kleinperiodige Swells bringen teilweise Onshore-Wind-Bedingungen mit. Darum spricht man bei Wellen mit einer Periode von unter 10 Sekunden vom so genannten Windswell.
Die Wellenperiode ist auch dafür verantwortlich, dass sich die Wellen ordnen können. Im Chaos eines Sturms entstehen viele unterschiedliche Wellen mit verschiedenen Wellenlängen. Wellen mit großer Periode reisen schneller als Wellen mit kleiner Periode, außerdem haben kleinperiodige Wellen sehr wenig kraft und sterben am Weg zur Küste ab. Sie erreichen oft gar nicht unseren Strand, es sei denn, der Sturm befindet sich nah an der Küste. Das heißt, Wellen mit großer Periode reisen schneller aus dem Tiefdruckgebiet heraus, können länger reisen, während kleinperiodige Wellen viel später oder gar nicht am Surfspot ankommen.
Die große Periode sorgt also dafür, dass das Chaos geordnet wird und wir unsere schönen sauberen Lines zum Surfen bekommen. Gut erklärt wird dieses Phänomen vom Autor des Buches Surf Science, Tony Butt, der hierzu einen sehr guten Artikel für die Forecast-Seite Magicseaweed.com geschrieben hat.
Stell dir eine Welle mit einer Wellenhöhe von einem Meter Höhe und sieben Sekunden vor. Und jetzt eine Welle mit einem Meter Höhe und 17 Sekunden Wellenlänge vor. Die Energie, die in der zweiten Welle steckt, ist viel größer. Das bedeutet, wenn eine 17 Sekunden-Welle bei einem Meter Wellenhöhe über eine Sandbank bricht, wird die Welle viel höher und kraftvoller als bei der sieben Sekunden-Welle mit derselben Wellenhöhe. Es ist zudem mehr Volumen in der Welle. Das bedeutet, es wird auch mehr Wasser nach vorne geworfen wenn die Welle bricht. Du siehst, eine ein-Meter-Welle ist nicht gleich eine ein-Meter-Welle. Die Wellenlänge in Sekunden hat einen sehr großen Einfluss auf die brechende Welle und den Swell.
An diesem Parameter kannst du erkennen, aus welcher Richtung der Swell ankommt. Je nachdem wie der Surfspot ausgerichtet ist, beeinflusst diese Richtung die Qualität und die Größe der Welle. Hier ein Beispiel von unserem Hausstrand in El Palmar:
Am Playa El Palmar freuen wir uns über so genannte West-Swells. Denn der Strand hier ist eher westlich ausgerichtet. Wenn die Wellen also von Westen kommen, treffen sie uns quasi direkt. Die Sandbänke können gut mit diesen Swells umgehen und produzieren qualitativ gute Wellen.
Wenn ein Swell eine zu nördliche Komponente hat, können zwei Sachen passieren: Entweder kommt der Swell viel kleiner an als erwartet, da Portugal den Swell abblockt. Oder die Wellen brechen nicht so gut, weil der Winkel des Swells nicht so geeignet ist für die Sandbänke hier.
Wir haben hier in der Gegend das Glück, an die Südküste ausweichen zu können wenn die Wellen in El Palmar zu groß werden. Doch auch an dieser Küste muss man bei großen West-Swell mit großer Brandung rechnen, da der Winkel günstiger ist, als beispielsweise bei Nordwest-Swells.
In ganz seltenen Fällen kommt der Swell aus Süd-West. Leider sind das oft Windswells, die Stürme mit sich bringen, und keine richtig guten Wellen erzeugt. An und für sich wäre diese Richtung gut, weil es viele nach Süden ausgerichtete Surf Spots bei uns gibt
Im Beitrag über den richtigen Surf Spot Check hatten wir bereits erklärt, dass der Wind für die Qualität der Wellen sehr wichtig ist. Das kann man auch in einem Surf Forecast gut ablesen und seine Surf-Session darauf abstimmen. Den Wind auf die Stunde vorherzusagen ist nicht besonders einfach. Meistens macht es Sinn, den Wind nur für den nächsten Tag zu checken und nicht zu weit in die Zukunft zu schauen, da die Vorhersagen relativ ungenau werden.
Der letzte Faktor beim Surf Forecast lesen ist der Stand der Gezeiten. Jeder Surf Spot hat einen bestimmten Tiden-Stand, zu dem die Wellen besonders gut brechen. Der Tiden-Hub verändert sich jeden Tag und auch High Tide (höchster Wasserstand bzw. auflaufend) und Low Tide (niedrigster Wasserstand bzw. ablaufend) verschieben sich jeden Tag um ca. Eine Stunde nach hinten. Um darüber Bescheid zu wissen, lohnt es sich die Tiden-Kurve zu checken. So kannst du den optimalen Tiden-Stand für die Surf-Session zu erwischen.
Zu welcher Zeit gehst du am liebsten Surfen? Manchmal kann man sich das nicht aussuchen, sondern ist darauf angewiesen, Surfen zu gehen wenn die Bedingungen am besten sind. Nachts solltest du trotzdem nicht Surfen denn das macht keinen Spaß und dann gefährlich sein. Achte also beim Surfen darauf, wann die Sonne untergeht. Gerade bei einer Sunset-Surf-Session empfiehlt es sich, auf die Uhr zu schauen.
Andersherum kannst du mit Blick auf den Sonnenaufgang und die Tide eventuell schon früh morgens die ersten Wellen abgreifen. Bei Sonnenaufgang tummeln sich meistens noch nicht so viele Surfer im Wasser. Außerdem: Könnte ein Tag schöner beginnen als mit Surfen?
Bei vielen Surf Forecast Seiten kann man auch sehen, was die optimalen Voraussetzungen für den jeweiligen Spot sind. Bei Magicseaweed.com zum Beispiel wird mit einfachen Symbolen angegeben:
Welche Tide ist die Beste?
Was für eine Art von Welle (Beachbreak, Pointbreak, Reefbreak)
Der Untergrund
Die ideale Swell Richtung, die für diesen Spot funktioniert
Die bevorzugte Windrichtung für diesen Surfspot
In welcher Größenrange der Swell sein muss
Du siehst, einen Surf Forecast lesen zu können ist sehr hilfreich, um Surfsessions zu planen und das Beste aus einem Surfurlaub herauszuholen. Richtig effektiv werden die Angaben aus einem Surf Forecast aber erst mit so genannter “Local Knowledge”. Dazu muss man oft über Jahre die Forecasts verfolgen, unterschiedliche Spots mit verschiedenen Vorhersagen prüfen, Swellrichtungen richtig einschätzen und lokale Winde deuten können.
Das heißt, je mehr Zeit du in einer Gegend verbringst, umso besser lernst du auch diese ganzen Zahlen perfekt einzuordnen. Jeder Strand hat seine Eigenheiten und die findet man erst mit der Zeit heraus. Wenn du Gast bei uns bist, frage immer gern unser Surflehrer-Team nach Tipps. Einige von ihnen wohnen schon seit Jahren hier in El Palmar und können dir bestimmt weiter helfen.